Technisches Hilfswerk Ortsverband Konstanz

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Mehr als nur eine Übung - Thurgauer Zivilschutz informiert sich über Fahrzeugrettung

Am Mittwochabend, 27.06.2018, standen die Helfer des THW Ortsverband Konstanz unter besonderer Beobachtung. Aus dem benachbarten Schweizer Kantons Thurgau waren Mitglieder der Zivilschutzregion Kreuzlingen zu Besuch. Ziel des Treffens war das gegenseitige Kennen lernen und die Chance für die Schweizer Kollegen, einen Einblick in die Arbeitsweise des Deutschen Bevölkerungsschutzes zu bekommen.

Damit der Erfahrungsaustausch nicht zu trocken wurde, trat nach einem gemeinsamen Abendessen die 1. Bergung des OV Konstanz zu einem Ausbildungsdienst an. Dabei galt es unter Übungsbedingungen eine schwer verletzte Person aus einem PKW zu befreien. Den Mitgliedern der Schweizer Delegation standen während der gesamten Übung kompetente Gesprächspartner aus dem OV Konstanz für Fragen zur Verfügung, wovon diese auch regen Gebrauch machten.

Das Übungsszenario sah wie folgt aus: Die Fahrerin eines Kleinwagens hatte die Kontrolle über ihr Fahrzeug verloren und sich überschlagen. Glück im Unglück: die schwer verletzte Person war ansprechbar und das Fahrzeug wieder auf den Rädern zum Stehen gekommen. Nichtsdestotrotz wurde das Unfallfahrzeug zu aller Erst gegen Wegrollen gesichert. Da sich die Fahrzeugtüren nicht von außen öffnen ließen, verschafften sich die Helfer Zugang über die Heckklappe. Ein Helfer kletterte in den Fahrzeuginnenraum, um die Fahrerin zu befragen und diese weiter zu betreuen. In der Zwischenzeit entfernten die Einsatzkräfte alle Fahrzeugscheiben und bereiteten den Einsatz von hydraulischer Schere und Spreizer vor. Da sich die aus Verbundglas gefertigte Frontscheibe nicht einfach einschlagen lässt, musste diese mit Hilfe von sogenannten Bergebeilen herausgetrennt werden. Diese Beile sehen wie ein Eispickel mit Sägeblatt am Griffende aus. Bevor aber die Helfer selbst Hand an das Fahrzeug anlegten, wurde die verletzte Insassin mit Decken gegen herumfliegende Splitter geschützt. Nachdem auch die hinteren Seitenscheiben entfernt waren, wurde durch Entfernung der Fahrertür einen weiteren Zugang zum Patienten hergestellt.

Da Verdacht auf eine Wirbelsäulenverletzung bestand, kam eine Rettung über die Fahrzeugseite nicht in Frage. Um eine ausreichend große Rettungsöffnung zu schaffen, blieb den Helfern jetzt nur die Abnahme des Autodaches übrig. Dazu wurden nacheinander die A-, B- und C-Säulen der Karosserie mit der hydraulischen Schere durchgetrennt. Unter Einsatz eines Rettungsbrettes konnte die Patientin nun aus dem, zum „Cabriolet wider Willen“ umgebaut Fahrzeug, gerettet werden. Damit war die Fahrerin für den Weitertransport ins Krankenhaus durch einen Rettungsdienst bereit.

Da so eine Übung mit Unfallfahrzeugen nicht zum Alltag der Helfer gehört, wurde die Gunst der Stunde genutzt, und noch weitere Rettungsschritte geübt. In diesem zweiten Szenario, das allerdings ohne Patient nachgestellt wurde, galt es einen unter seinem Lenkrad eingeklemmten Fahrer zu befreien. Zunächst wurde das Fahrzeug mit Holzblöcken unterbaut und so seine Lage stabilisiert. Mit Hilfe von Einschnitten in den Kotflügel wurde anschließend die Beinöffnung zum Fußraum vergrößert. Dann konnte unter Zuhilfenahme einer speziellen Kette und des hydraulischen Spreizer die Lenksäule nach oben bzw. vorne weggezogen werden. Einer der schwere seiner Verletzungen angemessene Rettung des imaginären Fahrers wäre damit nichts mehr im Wege gestanden.

In einer abschließenden Analyse der Übung wurde deutlich, dass das Hauptziel des Treffens, zur allgemeinen Zufriedenheit erreicht wurde. Die Schweizer Zivilschützer konnten Impulse für ihre, wenn auch durch nationale Vorgaben etwas anders gelagerten Aufgaben, mitnehmen. Und die Konstanzer THW-Helfer ein weiteres Mal den praktischen Umgang mit den Gerätschaften unter Einsatzbedingungen üben. Man war sich einig: ein rundum gelungener Erfahrungsaustausch zum Thema Bevölkerungsschutz / Zivilschutz, der mit Sicherheit fortgesetzt werden wird.

Geschrieben von Ulrich Jacoby am 01. Jul 2018.

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